SKANFRIENDS GmbH
WECHSEL TENTS

Lankwitzer Straße 17-18
D-12107 Berlin

Die Ruhe im Sturm

Dennis Ciminski


August 2023

Mit dem Kajak und dem WECHSEL Halos 3 auf den Aland-Inseln

"Ganz schön stürmisch hier", gebe ich Nina zu verstehenen auf der Fähre von Kapellskär nach Mariehamn. Ob wir so paddeln können, mit voll bepackten Kajaks und Windstärke 6, auf dem offenen Meer? Das übersteigt unsere Fähigkeiten bei Weitem und so warten wir ein paar Tage, und ändern unseren Plan.

Ganz schön stürmisch hier

Statt ostwärts in Richtung finnische Küste zu paddeln, suchen wir uns einen guten Einstiegspunkt für ein paar Tage im Süden des aus unzähligen Inseln bestehenden Archipels, das zwar zu Finnland gehört, aber eigentlich schwedisch geprägt ist.

Die nächsten Tage sollen vom Wind so bleiben, doch unsere Route liegt gut windgeschützt, so dass wir unseren Plan vom Paddeln auf den Alands realisieren können. Zwar in deutlich kürzerer Form, aber immerhin. 

In Brattö sortieren wir die Ausrüstung und packen unsere Kajak, wie wir es von unseren Touren bisher gewohnt sind. Dieses Mal mit dabei – unser neues Wechsel Halos 3. Mit seiner freistehenden Konstruktion hier auf den Felsinseln sicher nicht die schlechteste Wahl.

 

Nach unserer Ankunft vor ein paar Tagen sind wir heiß wie Frittenfett auf Paddeln und der Wettergott scheint uns zumindest hier in der Gegend hold zu sein.

Während 20 Kilometer weiter nördlich der Sturm tobt, ist es hier schön ruhig. Zumindest solange der Wind nicht dreht und plötzlich statt aus Nord aus dem Süden kommt. So suchen wir uns unseren Weg durch die unzähligen kleinen Inseln, die hier im Süden eine eigene Welt bilden. Über uns halten Seeadler Ausschau nach Beute, doch wir scheinen viel zu groß für den größten Raubvogel in Nordeuropa.

Obwohl wir mitten in der Ostsee unterwegs sind, ist der Salzgehalt hier relativ gering, doch für eine Qualleninvasion reicht die Salinität noch aus. Das mit dem Schwimmen gehen hat sich dann heute Abend wohl auch erledigt, tendiert unsere Lust auf glitschige Begegnungen doch gegen Null. Mit der Aussicht auf einen schönen Sonnenuntergang finden wir aber unseren Platz auf einem Felsen und sehen den Barschen und Hechten beim Rauben zu.

 

Unsere Behausung haben wir auf der einzigen geraden Fläche aufgebaut. Heringe hier in den Boden zu treiben ist hier auf dem harten Fels unmöglich, doch die Abspannung mit Steinen funktioniert hier extrem gut und so überstehen wir den kurzen Regensturm mitten in der Nacht ohne nass zu werden. Als wir am nächsten Morgen das Zelt öffnen und den Ausblick genießen, hören wir den Seeadler wieder über uns kreisen.

Nach einem Karten- und Routenstudium bei Kaffee und Frühstück machen wir uns auf den Weg in Richtung Degerby. Von unserem Platz aus sind es gut 18 Kilometer. Und die Route führt uns teilweise über offenes Meer.

Zum Glück hat der Wind ein wenig nachgelassen und wir erreichen den Sund in Richtung Norden unbeschadet. Ziemlich flach und verkrautet liegt der gut vier Kilometer lange Sund vor uns. Eine solche Landschaft erwartet man eher im Donaudelta, aber nicht mitten in der Ostsee. Beeindruckt erreichen wir unser Nachlager am Strand von Degerby – etwas außerhalb des Ortes und definitv außerhalb der Saison.

So bleiben wir komplett allein – selbst die Quallen machen sich hier rar und wir versuchen zumindest ein wenig zu schwimmen, was aber diesmal nicht an den Quallen, sondern vielmehr an der Wassertemperatur von 14 Grad zu scheitern droht. Aber für eine Erfrischung reicht´s.

 

Quasi wie frisch "geduscht" machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Süden. Immer entlang der Westküste Föglö´s lassen wir uns vom Rückenwind antreiben. Doch die Suche nach einem geeigneten Platz für unser Nachtlager gestaltet sich schwieriger als gedacht. Entweder man kann nicht aus dem Kajak raus, der potentielle Platz, der von weitem vielversprechend aussieht, entpuppt sich bei Begutachtung als völlig ungeeignet, oder die Insel ist mit einer Hütte bebaut und somit tabu für uns.

Also werden aus den geplanten 13 Kilometer derer 21. Aber dafür haben wir einen Platz, der seinesgleichen sucht. Mit perfekter Ausrichtung gen Westen. Immer dem Sonnenuntergang zugwandt. So genießen die letzten Sonnenstrahlen, bevor es nachts noch einmal stürmt und regnet, als würde es kein Morgen geben.

Doch genau dann endet unsere Tour – unsere Tour im Süden des friedlichen Archipels – zwischen Schweden und Finnland.

Informationen

Lage: Mitten in der Ostsee, zu Beginn des bottnischen Meerbusens, liegen die Aland-Inseln. Mit Ihren über 6700 Inseln und Schären bilden Sie ein schier unüberschaubares Labyrinth zwischen Finnland und Schweden.

Politik: Aland ist eine politisch weitgehend autonome Region Finnlands. Obwohl hier wie in Finnland mit dem Euro gezahlt wird, fühlen sich die Bewohner doch eher als Schweden, denn als Finnen. Aus der Historie des der 20er Jahre des 20. Jahrhundert rührt der bis heute gültige Status der Aland-Inseln als demilitarisierte Zone. So leben die rund 30.000 Alander friedlich in Ihrer Inselwelt.

Sprache: Obwohl das Archipel zu Finnland gehört, spricht die Mehrheit hier Schwedisch und fühlt sich auch schwedisch.

Kajaken und Zelten: Das Kajak ist das perfekte Boot um durch die Inselwelt zu fahren und auch wenn das Jedermannsrecht auf den Alands nur bedingt gilt, so finden sich genug wundervolle Zeltplätze – vorausgesetzt man kann mit dem Kajak anlanden.

Anfahrt: Entweder mit der Fähre über Stockholm nach Mariehamn oder von Kapellskär nach Mariehamn. Darüber hinaus gibt es noch die Fähre von Mariehamn nach Turku in Finnland.


Über den Autor

„Ich muss einfach immer raus – ich brauche den Ausgleich in der Natur“, so würde ich mich selbst beschreiben. Da das Liegen am Strand nicht wirklich das ist, was ich unter Urlaub verstehe, versuche ich immer aktiv zu sein. Nach diversen Reisen mit dem Motorrad (z.B. die Durchquerung Sibiriens und Zentralasiens) und Offroad-Touren, zog es mich 2021 aufs Wasser. Als nebenberuflicher Fotograf und freier Autor für verschiedene Magazine (Motorrad-Abenteuer, Tourenfahrer, OFFROAD und das Kajak-Magazin) muss ich mich auf meine Ausrüstung verlassen können. Daher gehe ich gerade bei meiner Outdoor-Behausung keine Kompromisse ein. Denn: „Wer schlecht schläft – der schlecht reist!“

Alle Fotos © Dennis Ciminski und Nina Harenberg

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