Baby on board tour – Von Athen bis nach Köln mit dem Rad
Carsten Behme
22. Mai 2014
Ich reise gerne, am liebsten mit dem Fahrrad. Und jetzt das: Nachwuchs! Was würde das bedeuten? Geht das Reisen überhaupt noch? Und wenn ja, wie?
Wir gönnten uns eineinhalb Jahre Elternzeit, um es herauszufinden. Nachdem wir Europa monatelang in alle Himmelsrichtungen mit unserem Bulli erforscht hatten, war die Zeit für unsere erste Baby-Fahrradtour gekommen.
Die Route
Wir hatten keine Erfahrung, wie sich die Fahrradtour auf die Kurze auswirken würde und welche „Gefahren“ uns unterwegs begegnen würden. Daher wählten wir Europa als Ziel aus. Hier gibt es nahezu durchgängig eine gute medizinische Infrastruktur und im Notfall ist man nie weiter als zwei Flugstunden von zu Hause entfernt. Wenn alles schief laufen sollte, hätten wir auch den Zug oder einen Bus nehmen können und wären schnell wieder in der medizinischen Zivilisation.
Schnell fiel unsere Wahl auf Athen und kurz darauf saßen wir mit Fahrrädern, Anhänger und Zelt im Flieger. Wie immer war das der Moment, an dem ich die Landkarte das erste Mal aufschlug und nach einem Weg schaute. Es sollte die Mittelmeerroute werden, wenngleich dies eine Alpenüberquerung bedeutete.
Land und Leute
Wie auf nahezu allen Reisen, waren neben der Landschaft die Leute das Highlight dieser Tour. Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen. Und spätestens, wenn die Leute unsere Kurze entdeckten, brach das Eis und alles wurde möglich.
Zum Beispiel schlugen wir in Griechenland pünktlich zum Sonnenuntergang unser Zelt direkt hinter einer einsamen Scheune auf. Es kam wie es kommen musste: Der Bauer fuhr kurz darauf mit seinem Auto vorbei und entdeckte uns. Es war seinen lauten Ausführungen und wilden Gesten deutlich zu entnehmen, dass er von unserer Anwesenheit nicht begeistert war. Rasch holten wir unsere Kurze aus dem Zelt heraus und schlagartig gingen die Mundwinkel bei ihm hoch und wir durften über Nacht bleiben.
High- und Lowlights
Wir hatten im Vorfeld viel Negatives über Albanien gehört. Aber es stellte sich heraus, dass das südliche Albanien zu unserem absoluten Highlight werden sollte. Eine tolle, vom Tourismus noch unentdeckte Küste mit fantastischen Leuten.
Ein anderes Highlight war die Fahrt von Venedig bis nach Köln. Wir sind die ganze Zeit auf einem Fahrradweg (Via Claudia Augusta, Romantische Straße, Mosel, Rhein) abseits der Straße geradelt. Ein Traum! Und selbst die von uns gefürchtete Alpenüberquerung stellte sich als absolut machbar heraus.
Und Lowlights? Es gab schlichtweg keine. Das Material hat gut durchgehalten. Und noch wichtiger: Die Kurze auch. Nur das Wetter hätte etwas besser sein können...
Ausrüstung
Neben unseren tourenerprobten Fahrrädern kam auch erstmalig ein gebrauchter, einsitziger Fahrradanhänger zum Einsatz. Abgesehen von zwei platten Reifen hat alles einwandfrei durchgehalten.
Unsere Fahrradtaschen waren neben unserem Benzinkocher, Werkzeug, Schlafsäcken und Regenzeug fast ausschließlich mit Babykram vollgestopft. Wie sich herausstellte, war das vollkommen überflüssig, da wir laufend an deutschen Supermarktketten vorbei kamen.
Unser Lifesaver war aber eindeutig das Halos-Zelt. Gerade weil es meistens kalt, gelegentlich regnerisch und stürmisch war, verbrachten wir deutlich mehr Zeit im Zelt als ursprünglich gedacht. Da kam es uns sehr entgegen, dass wir den Anhänger und die Fahrradtaschen im Vorzelt unterbringen konnten und somit das gesamte Innenzelt frei hatten. Eine geniale Spielfläche für unsere Kurze bei jedem Wind und Wetter!