Die Neiße stromabwärts – Kleiner Ausflug an den Rand Brandenburgs
Richard Löwenherz
30. Juni 2016
Es war ein ruhiger Abend, eine Ruhe wie nach einem Sturm. Alles war nass vom vorangegangenen Gewitterregen, doch jetzt war der Himmel klar und Nebelschwaden stiegen aus dem feuchten Gras empor. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Landschaft in ein fahles Licht. Ich trat mir eine Fläche in das hohe Gras und baute rasch mein Zelt auf, ehe sich die Feuchtigkeit auch auf meine Ausrüstung niederschlug. Plötzlich hörte ich ein Rascheln im Gras. Es näherte sich und kam direkt auf mich zu. Irgendwann sah ich die Halme wackeln, dann einen großen Schatten – ein Keiler! Als er mich endlich bemerkte, stand er schon direkt vor mir, sprang erschrocken auf und verschwand zum Glück wieder dahin, wo er her kam... Offenbar hatte ich mich direkt an seiner allabendlichen Revierrunde niedergelassen, denn es raschelte unweit meines Platzes weiter – eine ganze Wildschweinfamilie passierte mich nun in sicherer Distanz.
In der Nacht blieb es still, erst am nächsten Morgen, als die Sonne aufging und ihre wärmenden Strahlen auf das Zelt warf, bewegte sich der Wildschweintross wieder zurück in den Wald. Wenig später folgten die ersten Radtouristen auf dem Neißedamm. Mein Weg führte mich jedoch direkt auf dem Wasser des Grenzflusses weiter. Ich hatte zwei Schlauchboote dabei, die ich vor der nächsten großen Sommertour noch einmal ausgiebig testen und vergleichen wollte. Eigens dafür fuhr ich durch den Muskauer Faltenbogen zum Fürst-Pückler Park, setzte dort auf polnischer Seite das erste Boot ein und ließ mich zwei Tage die Neiße hinuntertreiben. Ein paar Stauwehre mit kleinen Elektrizitätswerken zwangen mich einige Male zum Aussteigen und Umtragen, dazwischen aber zeigte sich der Flusslauf unberührt mit naturbelassenen Ufern. Direkt am Fluss traf ich die ganze Zeit keinen Menschen. Entsprechend unzugänglich waren auch die Ufer, Mitte Juni schon so zugewachsen, dass ich am besagten Gewitterabend noch bis in die Nacht weiterpaddeln musste, ehe ich einen geeigneten Ausstieg fürs Nachtlager fand.
Für den letzten Abschnitt wechselte ich nun auf das zweite Boot und begab mich direkt nach Forst. Zunächst versperrte mir noch einmal ein breites Wehr den Weg, dahinter folgte dann aber wieder etwas Strömung, die mich flott den Fluss hinuntertrug. In Forst angekommen, bog ich ab in den Mühlgraben und gelangte direkt in die Stadtmitte. Hier endete dann auch schon mein kleiner Ausflug an den Rand Brandenburgs. Neben den Schlauchbooten und diverser anderer Ausrüstung hatte ich erstmals auch das Charger zum testen dabei. Es hat mich vor allem wegen des genialen Raum-Gewichts-Verhältnisses neugierig gemacht, denn es bietet Platz für zwei Personen und wiegt trotzdem nur 2,6 kg. Bei dem Gewicht kann man es auch getrost mit auf eine Solotour nehmen – und sich des Nachts so richtig ausbreiten. Fazit: ein super Zelt, das sich für kleine, aber auch größere Touren allein oder zu zweit bestens eignet.